Kleiderabfälle sind ein Hauptklimaschädling. Viel mehr Dänen müssen sich daher der Secondhand-Welle anschließen. Die Verantwortung liegt sowohl bei Verbrauchern als auch bei Politikern. Ein guter Ansatzpunkt wäre die Regelung der Mehrwertsteuer auf Gebrauchtwaren – befreien wir Kreislaufunternehmen, die Gebrauchtwaren verkaufen, von der Mehrwertsteuer.
Die Produktion von Kleidung verursacht rund 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Das ist mehr als Flug- und Schifffahrt zusammen (Information, 2019). Und der Konsum von Kleidung und Schuhen steigt – tatsächlich wird erwartet, dass er bis 2030 weltweit um über 60 Prozent zunehmen wird (Forbrugerrådet Tænk, 2022). Betrachtet man allein den Bekleidungskonsum der Dänen, so liegt dieser im Durchschnitt 35 Prozent höher als der des Rests der Weltbevölkerung.
„Die Bekleidungsproduktion verursacht rund 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Das ist mehr als Flug- und Schifffahrt zusammen.“
Mit anderen Worten: Kleidermüll ist ein Klimasünder der Extraklasse. Und die Verantwortung, das zu ändern, liegt in erster Linie bei uns Verbrauchern. Wir müssen unsere Gewohnheiten ändern: weniger neue Kleidung kaufen, dafür qualitativ hochwertigere Kleidung, die länger hält und länger hält, aber nicht zuletzt: Statt neue Kleidung zu kaufen, müssen wir mehr Secondhand-Kleidung kaufen.
Und obwohl Secondhand-Kleidung in den letzten Jahren vor allem bei Frauen immer beliebter geworden ist, denken 64 Prozent der Dänen beim Kleiderkauf nicht einmal an Secondhand-Kleidung (Yougov/Forbrugerrådet Tænk, 2022). Als „Secondhand-Fashionista“ ärgert mich das. Und es überrascht mich auch wirklich in einer Zeit, in der die Klimaagenda so präsent ist.
Ich habe vor Kurzem meine Karriere als Berater bei Christiansborg gegen ein Leben als Unternehmer und Inhaber des Second-Hand-Universums Grade A Copenhagen eingetauscht. Mein Ziel ist es, einen neuen Standard für Secondhand zu setzen, der mit dem Erlebnis des Neukaufs konkurrieren kann, damit viel mehr Dänen auf den Second-Hand-Zug aufspringen. Wer wie ich in der Provinz aufgewachsen ist, wo Second-Hand-Läden meist mit einem undefinierbaren Geruch von Landgütern und Gnus assoziiert werden und wo es bis zum Second-Hand-Gold weit ist, weiß, was auf ihn zukommt.
„Grade A Copenhagen hat sich zum Ziel gesetzt, einen neuen Standard für Secondhand-Artikel zu setzen, der mit dem Kauferlebnis von Neuwaren mithalten kann, sodass viel mehr Dänen auf den Secondhand-Zug aufspringen.“
Die Überwindung bestehender Vorurteile und Barrieren erfordert daher nicht nur Unternehmer mit großem Kampfgeist und einem erstklassigen Kommunikationsinstrumentarium – sondern auch politisches Handeln. Eine Analyse der dänischen Handelskammer vom März dieses Jahres zeigte, dass es vor allem die Erwartung eines guten Preises ist, die Verbraucher zum Kauf von Secondhand-Artikeln verleitet. Wenn mehr Verbraucher bei der nächsten Garderobenauffrischung auf eine nachhaltigere Ausrichtung achten sollen, sind finanzielle Anreize daher ein guter Ansatzpunkt. Glücklicherweise gibt es eine leicht zu erreichende Möglichkeit, die nur darauf wartet, gepflückt – oder besser gesagt abgeschafft – zu werden: die Mehrwertsteuerregelung für Secondhand-Artikel.
Geschäfte, die Secondhand-Kleidung verkaufen, kaufen heute fast nie mehrwertsteuerpflichtige Waren ein, was es schwierig macht, normale Geschäfte mit Einkaufs- und Verkaufsumsatzsteuer zu tätigen. Diese Unternehmen haben daher die Möglichkeit, die sogenannte Secondhand-Mehrwertsteuerregelung zu nutzen, bei der die Mehrwertsteuer stattdessen auf den Gewinn entrichtet wird. Doch warum nicht zirkuläre Geschäftsmodelle einfach von dieser Steuer befreien? Da die Waren von Privatpersonen gekauft werden, wurde bereits einmal Mehrwertsteuer darauf entrichtet. Hinzu kommt, dass die Secondhand-Mehrwertsteuer vermutlich nur eine relativ geringe Einnahmequelle für den Fiskus darstellt. Ihre Abschaffung wäre jedoch ein starkes Signal und eine treibende Kraft für den Übergang zu einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft.
„Wenn mehr Verbraucher auf eine nachhaltigere Ernährung umsteigen sollen, sind wirtschaftliche Anreize ein guter Ansatzpunkt. Ein naheliegendes Ziel ist die Abschaffung des Mehrwertsteuersystems.“
Um diese naheliegende Initiative bekannter zu machen, habe ich deshalb gerade einen Bürgerantrag zur Abschaffung der Second-Hand-Mehrwertsteuer eingereicht. Konkret stelle ich mir vor, dass Unternehmen, die derzeit Anspruch auf die Mehrwertsteuer haben, künftig eine Befreiung beantragen können.
Um eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen, müssen wir die Politik in die richtige Richtung lenken. Und hier ist Zuckerbrot statt Peitsche ein guter Weg. Oder wie man in den USA sagt: Geld regiert die Welt.